Ein Interview mit Lothar Le Jeune im Stuffergarten
Der Urlauberpfarrer macht Urlaub im Bayerischen Wald
Pfarrer Lothar Le Jeune und Maike Brandes sind derzeit für 10 Tage in Viechtach
Dass eine Reise vom Hohen Norden in den Bayerischen Wald nun doch Wirklichkeit werden konnte, hatte das sympatische Team Urlauberpfarrer Lothar Le Jeune und Maike Brandes noch im Frühling wegen der Coronakrise kaum zu hoffen gewagt. Nun sind die beiden in ihrer vertrauten Unterkunft in Großenau in Viechtach angekommen und bleiben noch bis Sonntag “im Lande”. Der Anlass nach 12 Jahren in Folge wieder nach Viechtach zu kommen, ist schlichtweg alle die Freunde, welche die beiden hier ins Herz geschlossen haben, wieder zu sehen und zu sprechen. 12 Jahre hat Lothar Le Jeune in der evangelischen Kirchengemeinde Viechtach, Ruhmannsfelden und Teisnach zur Ferienzeit im August das Amt des Urlauberseelsorgers ausgeführt. Maike Brandes hat die Gottesdienste und mit der Orgel begleitet.
Auch die Landschaft des Bayerwaldes ist für die beiden Nordlichter ein Stück Heimat geworden, erwandert und erlebt bei zahlreichen persönlichen Ausflügen oder bei den geführten Pilgerwanderungen am Wolfgangsweg, die in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde Viechtach und dem Verein Pilgerweg St.Wolfgang in 12 aufeinander folgenden Sommern stattgefunden haben.
“Es hätte mir etwas ganz Entscheidendes gefehlt, wenn wir in diesem Jahr nicht gekommen wären”, so der Urlauberpfarrer. “Der Besuch des Gottesdienstes am vergangenen Sonntag in der Christuskirche war für uns ein überaus positives Erlebnis. Es war der erste Gottesdienst, dem ich seit der Coronazeit beigewohnt habe.”
Lothar Le Jeune (75) ist weiterhin in seiner Berufung als evangelischer Pastor aktiv. Im heimatlichen Kattendorf wird er immer wieder zu Kausalien wie Taufen, Trauungen und Beerdigungen berufen. Maike Brandes spielt nach wie vor in ihrer Heimatgemeinde die Orgel. Außerdem ist sie im dortigen Kirchengemeinderat aktiv.
Am vergangenen Sonntag gab es in der Christuskirche Viechtach das erste mal nach langer Corona-Pause eine Abendmahlsfeier, und zwar mit Einzelkelchen. Pfarrer Roland Kelber reichte jedem Gottesdienst-Teilnehmer die Hostie und einen kleinen jeweils persönlichen Kelch mit Wein, wobei er zu jedem Platz separat ging. Einzelne Stühle, die mit entsprechenden Abständen im Kirchraum dieser denkmalgeschützten “Bartning-Kirche” (Architekt Bartning) derzeit aufgestellt sind, unterstützen diese Praxis der Abendmahl-Überreichung besonders gut. “Bei den fest eingebauten Bänken in unserer Heimatkirche ist das leider so nicht möglich. Dadurch kann auch nicht so eine guter Sicherheitsabstand beim Abendmahl gewahrt werden.” bemerkt Maike Brandes. “Auch müssen bei uns noch diese Einzelkelche bestellt werden. Es war unsere erste Abendmahlsfeier und hat mich sehr berührt.”
Ob den beiden was gefehlt hat, nachdem sie ja diesmal nur passive Teilnehmer des Gottesdienstes waren? “Durchaus nicht!” lächelt Lothar Le Jeune, “wir fühlen uns hier wie zu Hause. Die vielen Jahre haben sich tief eingeprägt, und wir haben ein richtig heimatliches Gefühl.”
Als während des Gottesdienstes durch die hohen Fenster der Kirche das morgenliche Sonnenlicht auf die Sitzplätze der beiden fällt, wirkt das wie ein ganz besonderer Segen. Auch die Predigt von Pfarrer Roland Kelber zum Thema “Menschenfischer und Berufung” berührt die beiden ganz persönlich.
Derzeit sind in der Christuskirche Viechtach aus Sicherheitsgründen einzelne Stühle im fast leeren Kirchraum aufgestellt.
Nach einem ausgefüllten 10-Tages-Programm im Bayerwald werden die zwei “Menschenfischer” wieder an die Nordsee zurück kehren. Ob sie noch andere Reisen geplant haben? “Nein. Wir haben einen weitläufigen Garten.” Außerdem wartet ein größerer Stein darauf, dass der Uraluberselsorger eine neue Skulpur beginnt. “So wie es bei der Seelsorge um das feinfühlige Erspüren des inneren Menschen geht, so liegt auch im Inneren des Steins dessen eigentliche Aussage, die zur Form gebracht werden will.”
Steinskulpur von Lothar Le Jene. “Das Paar”
Urlauberpfarrer Lothar Le Jeune und Maike Brandes