Die Christvesper-Predigt von Pfarrer Roland Kelber

Christvesper mit Bild-Szenen von Iris und Bernhard Marchl  – links Pfarrer Roland Kelber, auf dem Tisch, predigend

Die Christvesper-Predigt 2020 von Pfarrer Roland Kelber

Begrüßung

O du fröhliche

Können wir heuer fröhlich Weihnachten feiern ?

Sind die Umstände nicht zu traurig ?

Nein, das Gegenteil ist der Fall: Gerade dafür ist Jesus ja geboren, dass er uns nahe ist in schwierigen Zeiten.

Schwierige Zeiten sind sozusagen der Testfall, ob die Weihnachtsgeschichte nur ein romantisches Märchen aus alter Zeit ist, als kulturelles Sahnehäubchen für unsere Familienfeiern oder ob in Jesus wirklich der Retter für uns geboren ist.

Ja, das glauben wir als Christen, dass Gott, der Schöpfer des Universums uns selber in Jesus seine Rettung und Hilfe anbietet auch und gerade in allen aktuellen Sorgen und Nöten.

Und das ist ein Grund fröhlich zu feiern

Gebet

Herr, unser Gott, wir danken dir, dass wir nach vielen Unsicherheiten in diesem Jahr jetzt trotz allem diesen Gottesdienst an Weihnachten feiern können.

Laß uns jetzt deine Nähe und deine Liebe spüren und schenke uns deine tiefe Freude ins Herz, die nie vergeht. AMEN

 Prophezeiungen:

So viel wie in diesem Jahr wurde schon lange nicht mehr prophezeit.

Viele Ankündigungen und Voraussagen wurden manchmal schon zwei, drei Wochen später wieder zurückgenommen. Sie hatten sich als völlig falsch herausgestellt.

Das haben in diesem Jahr extrem erlebt. Die Planungssicherheit ist aber, wenn wir ehrlich sind, für uns Menschen nie gegeben.

Wer hätte vor 50 Jahren voraussagen können, wie unsere Welt heute aussieht. Das hätte sich niemand vorstellen können.

Nie können wir voraussagen, was im nächsten Jahr für uns persönlich kommen wird.

Wie anders sind die Ankündigungen Gottes: Jahrhunderte lang vorher hat er die Geburt eines Retters angekündigt. Keiner hätte mehr damit gerechnet, dass es so kommt.

Immer wieder hat er Propheten beauftragt, hat er Engel beauftragt, anzukündigen, was geschehen wird.

Sogar den Königen, den Sterndeutern aus dem Osten hat er es angekündigt in der Sprache, die sie verstehen konnten: mithilfe eines Sterns.

Die Geburt Jesu zeigt uns: Gott ist treu.

Auf seine Ankündigungen ist verlass.

Auch wenn bei der Geburt Jesu vieles ungeplant wirkt,

improvisiert, Gott hatte es geplant, seine Ankündigungen sind die einzig wirklich verlässlichen, die es gibt.

Maria und Joseph: Weihnachten, das Familienfest mit einer neuen Familie

Viele werden in diesem Jahr das Weihnachtsfest nur in der Kernfamilie feiern.

Damit sind wir in diesem Jahr ganz nah bei Maria und Joseph.

Wir können mitfühlen wie es ihnen ging so weit weg von der Großfamilie, die damals noch viel wichtiger war als heute.

Nicht die Geborgenheit einer Geburt in der vertrauten Umgebung mit einigen erfahrenen Frauen aus der Großfamilie.

Nein, in Bethlehem gab es kein Familienfest in unserem Sinne.

Vielleicht ist dieses Jahr die große Chance, die Weihnachtsbotschaft Gottes neu zu hören.

Denn in Bethlehem kam es zu einem Familienfest besonderes Art.

Denn Maria und Joseph blieben nicht allein. Sie bekamen eine neue Familie: Hirten und Könige feierten mit ihnen die Geburt.

Weihnachten ist die Einladung an uns: du darfst jetzt Teil der großen Familie Gottes sein. Du bekommst eine ganz neue wunderbare Familie geschenkt. Alle, die in Jesus als ihren Retter erkennen und annehmen, sind Teil dieser weltweiten Familie, in der alle gleich wertvoll sind.

Hirten auf dem Feld: die gute Nachricht mitten im Alltag

Auf dem Schulhof Weihnachten feiern, Heiligabend ?

Da braucht man doch einen besonderen heiligen Ort, auf dem Schulhof, da kommt doch gar keine Weihnachtsstimmung auf.

Das waren meine Gedanken am Anfang.

Aber dann habe ich mir gedacht:

Gerade auf dem Schulhof, denn so war es damals bei den Hirten auch. Gott hat sie mitten an ihrem Arbeitsplatz angesprochen.

Die Weihnachtsbotschaft macht uns klar: Gott kommt zu uns, da wo wir gerade arbeiten, uns abmühen, uns sorgen. Weihnachten in so vielen Orten in diesem Jahr an Heiligabend im Freien, wo es kalt und ungemütlich ist: genau da hinein will Gott kommen.

Jesus kam nicht im Tempel in Jerusalem, im heiligen Gotteshaus zur Welt, sondern im Alltag.

Er will in unseren Alltag kommen

Er will uns zeigen: Gerade da will ich bei euch sein und bleiben.

Er will unseren Alltag erleuchten.

Das Kind in der Krippe: Eine echte Notlösung

Eine Futterkrippe als Kinderbett: eine Notlösung.

Die Krippe ist noch in einem anderen Sinn eine echte Notlösung:

Denn von ihr geht die Lösung unserer Not aus.

Wie groß ist die Not in dieser Welt !

Diese Not, die tief in unserem eigenen Herzen beginnt, in den Abgründen von Selbstzweifel, Angst und Schuld, unserer irdischen Vergänglichkeit.

In der Krippe liegt die Lösung für alle diese Nöte für uns bereit. Diese Notlösung ist keine Scheinlösung, wie so viele andere. Im Gegenteil: Er behandelt keine Symptome, sondern geht der Not auf den Grund.

Die Hirten

Wieder hinaus ins Dunkle, zurück in die dunkle Nacht, aber mit einer großen Hoffnung im Herzen.

Es hat sich nicht alles mit einem Schlag geändert als Jesus geboren war.

Israel blieb von den Römern besetzt, es gab immer noch Ungerechtigkeit, Gewalt und Leid.

Aber die Gewißheit, dass am Ende nicht die Nacht, die Hoffnungslosigkeit steht, das Nichts, sondern die Rettung, läßt uns anders durch die dunkle Zeit gehen.

So wie es im kleinen jetzt mit der Hoffnung auf den Impfstoff ist, so ist es auf unser ganzes Leben und auf die Weltgeschichte bezogen mit der Hoffnung auf Jesus.

Wenn wir ihn in uns hereinlassen, dann sind wir vor den Auswirkungen eines Virus geschützt, den die Bibel Sünde nennt. Es ist der Virus, der uns von Gott trennen will, der Misstrauen verursacht zwischen uns und Gott. Und in der Folge auch negative Auswirkungen auf unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen, der Schöpfung und uns selbst hat.

Jesus dagegen ist das Vertrauensangebot Gottes an uns.

Wir dürfen ihn jederzeit einladen zu uns zu kommen, unsere persönlichen Nöte mit ihm zu teilen, sie ihm anzuvertrauen.

Der Kontakt zu ihm ist jederzeit möglich, egal was auch noch in den nächsten Wochen und Monaten an Kontaktbeschränkungen gelten wird

Er will uns in unseren Sorgen beistehen.

Und sein Versprechen ist eindeutig und klar:

Am Ende steht die Rettung.

Fürbitten

Lieber Vater im Himmel, leuchte in dieser Nacht mit deinem Licht hinein in alle Nöte unserer Zeit.

Leuchte du hinein in die Herzen der Menschen, die Angst haben um ihre Gesundheit oder sogar ihr Leben.

Leuchte du hinein in die Sorgen derer, die nicht wissen, wie es im nächsten Jahr für sie weitergehen wird.

Sei du Licht für die, die sich heute besonders einsam fühlen.

Sei du Licht und Wärme für alle Menschen, die kein eigenes Zuhause haben im Moment.

Sei du Licht für die Menschen, die heute Dienst haben in den Krankenhäusern und Pflegeheimen.

Sei du Licht für alle, die an zerbrochenen Beziehungen leiden.

Lass alle Menschen dein großes Vertrauensangebot erkennen, dass du in Jesus gemacht hast, dass sie ihr Leben dir anvertrauen.