„Hier soll der heilige Wolfgang gebetet haben“ – ein Bericht von Josef Arwek
Schon vor 400 Jahren stand die erste Wolfgangskapelle auf dem Wolfgangsriegel
Kurz vor den Ostertagen erschien in beiden Viechtacher Pressen ein großer fundamentiert recherchierter Bericht über die Geschichte der Wolfgangskapelle am Wolfgangsriegel bei Böbrach. An diesem sagenumwobenen Ort, eingebaut in massive Granitfelsen, steht das lichte Kleinod – ein Ort, an welchem der heilige Wolfgang vor mehr als tausend Jahren auf seinem Weg nach Böhmen im Wald übernachtet haben soll. Der Bayerische Pilgerweg St.Wolfgang hat diese Kapelle als Anfangs- bzw. Endpunkt – der andere Anfangs- bzw. Endpunkt ist die St.Emmeramskirche in Regensburg, wo die Gebeine des heiligen Wolfgang aufbewahrt sind. Der Verein Pilgerweg St.Wolfgang mit seiner Vorsitzenden Hildegard Weiler, die seit über 20 Jahren auch die Besitzerin dieses Waldstückes und damit der Kapelle ist, hat sich zur Aufgabe gemacht, diesen Weg Wolfgangskapelle/St.Emmeramskirche zu erarbeiten und für Pilger gehbar, erfahrbar, erlebbar zu machen.
„Das ist wahrlich eine Lebensaufgabe“ sagt Hildegard Weiler, denn solch einen großen Weg zu realisieren bedeutet viele Kontakte knüpfen, anliegende Tourismusbüros und Gemeinden ansprechen, Info- und Fotomaterial zu sammeln, Wegmarkierungen und Broschüren zu ermöglichen und zu organisieren und vieles mehr.
„Aber der heilige Wolfgang hilft uns dabei“ ist sich Hildegard Weiler sicher. „Der Weg existiert bereits durch die vielen Begehungen und auch durch die geistigen Begehungen. Wir haben außerdem gute Verbindungen zu den Anschlüssen in Tschechien und nach Österreich, wo gleichzeitig mit unserer Idee der grenzüberschreitende Wolfgangsweg auf den Spuren des Heiligen wieder ins Leben gerufen wird.“
Sagenumwoberes Kleinod, gebettet in mächtige Granitsteine
Aus dem Bericht von Josef Arwek:
„Die Kapelle auf dem Wolfgangsriegel hoch über dem Pfarrdorf Böbrach hat seit Jahrhunderten fromme Pilger aus der Umgebung angezogen. Der Überlieferung nach soll der heilige Bischof Wolfgang (934 – 994) auf einer Reise nach Prag in diese Gegend gekommen sein und dort in stiller Zurückgezogenheit an jener Stelle geruht und gebetet haben, an welcher heute die Wolfgangskapelle steht.
Sicher belegt ist, dass Martin Müller, der Bräu am Eck, im Jahre 1776 die vormals hölzerne Kapelle abgebrochen und an deren Stelle eine kleine steinerne Kapelle erbaut hat. Die Kapelle hatte 72 Jahre gestanden, als sie wegen Baufälligkeit im Jahre 1849, also vor gut 170 Jahren, abgebrochen wurde und an ihrer Stelle die heutige Kapelle errichtet wurde.“
Weiter erfahren wir in dem zitierten Bericht, dass schon zu Zeiten der Holzkapelle der beliebte und hochverehrte Schutzpaton Wolfgang an diesem Ort von Gläubigen Bittenden und Dankenden besucht wurde, die sich in besondern Anliegen an den Heiligen gewendet haben, ein Heiliger, der schon „vielen in besonderen Nöten und Anliegen geholfen hat.“ Das bezeugt eine alte Bleistiftnotiz, die bein Abriss der Holzkapelle auf einem Schalbrett der inneren Dachseite gefunden wurde.
Heute können Kapellen Besucher mit ihrer bitte oder mit ihrem dank eines der birkenen Holzkreuze mit nach oben zur Kapelle hinauf tragen. Die Kreuze stehen beim Einstieg in den Kreuzweg zur Kapelle bereit. Gerne können auch die Birkenkreuze, die bereits oben neben dem Kapellplatz abgestellt worden sind, wieder hinunter getragen werden. Dieser vom Verein Pilgerweg St.Wolfgang vor einigen Jahren eingeführter Brauch erfreut sich bis heute großer Beliebtheit.
„Die Einträge im Kapellenbuch machen ersichtlich“ so Hildegard Weiler“, wie viele Besucher gerade jetzt in der Coronakrise zur Kapelle pilgern. Durch die Winterstürme sind zwar einige größere Bäume umgefallen, doch man kann sie gut umgehen, und sie scheinen kein Hindernis zu sein, dass Menschen ihre Gebetsanliegen dem Schutzpatron Wolfgang auf der Kapelle vorbringen.“
Besucher tragen sich ins Kapellenbuch ein.
Steil und steinig ist der Kreuzweg hinauf zur Wolfgangskapelle auf dem Wolfgangsriegel . Foto. Arwek (hier: VBB)
Wir lesen in Josef Arweks Bericht:
„Am 5. Dezember 1889 ertönte erstmals vom Turm der Kapelle die von Dechant Leonhard von Deggendorf gestiftete und zu ehren des heiligen Wolfgang geweihte Glocke. Nach dem 2.Weltkrieg stiftete Alois Muhr von Schrollhof eine neue Glocke, nachdem die alte während des Krieges abgenommen werden musste. Die Kapelle befindet sich heute im Besitz von Hildegard Weiler.
Ein Jahr nach der Errichtung der heutigen Kapelle schuf Cooperator Joseph Hastreiter im Jahre 1850 auch einen zur Kapelle führenden Kreuzweg. Mindestens ebenso mühevoll wie die Errichtung der Kreuzwegstationen dürfte der Bau der steinernen Treppen in dem steilen und unwegsamen Gelände gewesen sein. Gut 100 Jahre nach der Errichtung des Kreuzweges, nämlich 1959, ließ Ortspfarrer Josef Knorr den neuen Kreuzweg errichten. Die etwa 1.20 Meter hohen Kreuzwegstationen aus Granit wurden von den Pfarrangehörigen gestiftet. Die Reliefs aus Kunststein sind in den Granitstein eingelassen und zeigen den Leidensweg Jesu bis zur Grablegung.“
Jesus und römische Soldaten zum Beginn des Kreuzweges zur Kapelle
Eine der Kreuzwegstationen: „Simon von Cyrene hilft Jesus das kreuz tragen“ Foto: Arwek
Hierzu ist zu bemerken, dass die steilste Stelle des Kreuzweges genau identisch mit der größten Erschöpfungsphase Jesu verläuft, sodass die Pilger regelrecht mitfühlen können,wie anstrengend der Weg nach Golgatha – ein kurzer aber beschwerlicher – für den HERRN gewesen ist.
Der mystisch-steinerene Weg hinauf zur Wolfgangskapelle
Birkenkreuze beim Einstieg in den Kreuzweg dürfen nach oben getragen werden.
Birkenkreuze neben dem Kapellplatz der Wolfgangskapelle
Baumschäden von den Winterstürmen am Kreuzweg zur Wolfgangskapelle stellen kein wirkliches Hindernis für den Aufstieg dar.
Der heilige Wolfgang, unterwegs im Urwald mit wilden Tieren, begegnet dem Jesuskind. Zeichnung von Dorothea Stuffer