Urlauberpfarrer Lothar Le Jeune predigt in der Christuskirche Viechtach
14 Tage waren sie wieder zu Besuch im schönen Bayerwald, Urlauberpfarrer Lothar Le Jeune und Maike Brandes. Diese Gottesdienste sind immer ein ganz besonderes Sommer Highlight für die evangelische Kirchengemeinde. Thema der Predigt an diesem 12.Sonntag nach Trinitatis war Stein. Jeder konnte sich zu Beginn einen Stein, entnommen aus dem Gartenteich der beiden „Nordländer“ mitnehmen.
Betrachtung „Stein“
„Steine können kalt und abweisend sein, es gibt auch weiche, handsame Schmeichelsteine. Ein Stein bewegt uns, aber er bewegt nicht sich selbst. Hier im Bayerwald beeindrucken uns uralte Felsen seit tausenden von Jahren“, leitete der Geistliche seine Predigt ein. Was die Last eines schweren Steines bewirken kann, legte er in in einer Geschichte dar:
Die Geschichte von der Steinpalme
Ein Mann, der tagelang in der Wüste umher geirrt ist, kommt ans salzige Meer. Die Sonne brennt unbarmherzig herunter. Der Mann hat Durst, Schmerzen, Angst um sein Leben. Das salzige Meerwasser ist nicht trinkbar. Da sieht er am Meer eine kleine grüne Palme. „Warum lebst du, Pflanze, während ich verdurste! Du sollst nicht leben! Er legt einen Stein in die Krone der Palme, dann bricht er zusammen. Die Palme versucht mit aller Kraft, den Stein abzuwerfen. Da ertönt eine Stimme: „Versuche die Last des Steins anzunehmen, dann wirst du erleben, wie deine Kräfte wachsen.“ Die kleine Palme steckt alle Kraft in lange Wurzeln und trifft auf eine Wasserader. So konnte sie wachsen und überleben. Sie war gezeichnet von dem Stein, der in ihrer Mitte war. Sie bekam den Namen „Steinpalme“.
„Wenn das Leben uns überfordert“, führte der Urlauberpfarrer aus,“merken wir manchmal, dass wir trotzdem Kräfte haben. Wir bekommen neue Zuversicht. An der Last kann der Mensch wachsen. Nicht jeder Stein lässt sich aus dem Weg räumen.“ Hier weist Lothar Le Jeune auf Christus hin: „Wir sind eingeladen zu dem zu kommen, der ein lebendiger Stein ist, den Gott auserwählt hat und für kostbar erachtet hat, ein lebendiger Stein,fortgeworfen, der Retter der Welt. Dieser Edelstein, auf den Schutt geworfen, schenkt Leben.“
Nun stellt der Geistliche den Bezug zur Gemeinde her: „Auch ihr als lebendige Steine erbaut ein geistliches Haus!“ Die Christen bauen laut Lothar Le Jeune gemeinsam ein unsichtbares Haus aus lebendigen Steinen verschiedenster Sorten: Kantige, geschliffene, jung, alt, fromm,
zweifelnd, Protestanten, Orthodoxe, Freikirchler. Jesus, der Eckstein, füge die Steine zusammen und mache daraus eine fröhliche Stad. Dieses Haus werde immer wieder neu gebaut, durch die Jahrtausende hindurch. Gott finde immer wieder Bausteine. „Wir können tatsächlich davon ausgehen, dass wir als Bausteine Kirche bauen!“
Historisch: Lothars Taufe mitten im Beschuss
Bewegend folgte nun eine Episode aus der Kindheit des Pfarrers. Steine bieten auch Schutz: Am 2 Mai 1945 wurde Lothar Le Jeune in Mark Brandenburg getauft. Sein Vater, Pfarrer, ließ an diesem 2. Mai ein großes, weißes Bettlaken am Kirchturm aufhängen als Zeichen der
Ergebung, denn die russische Armee rückte an diesem Tag in den Ort ein.Der Kirchturm wurde beschossen, doch er blieb stehen. Die Menschen konnten im Steinkeller bei der Taufe ihre Angst zügeln. Der Keller wurde durch den Gottesdienst zum Gotteshaus. „Gottes Wort bietet immer wieder Schutzräume. Kommt zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen
verworfen ist, aber von Gott auserwählt wurde. Dann werden auch wir die Kraft finden, ohne dass wir es vorher wissen.“
Auf Wiedersehen, Nordlichter!
Der Urlauberpfarrer verabschiedete sich herzlich von der Gemeinde und kündigte, „so Gott will“, für nächsten Sommer wieder einen Besuch mit Maike Brandes an, die immer mit großem Engagement die Orgel spielt. Seit 2007 ist das sympathische Nordlichter-Paar allsommerlich Gast im Bayerischen Wald, gestaltet Gottesdienste, besucht heilige Messen und Gottesdienste, Freunde, Bekannte und besondere Orte der näheren und weiteren Region.
Urlauberpfarrer Lothar Le Jeune erteilt den Segen
An der Orgel: Maike Brandes