Keine Modeerscheinung – Hildegard Weiler über den Wolfgangsweg und seine Wirkung auf Pilger

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Keine Modeerscheinung 

Hildegard Weiler über den Wolfgangsweg und seine Wirkung auf Pilger 

„Es ist not, dass wir die Gnade Gottes nicht in den Wind schlagen.  – Kauft, solange der Markt vor der Tür ist! Sammelt ein, solange die sonne scheint und gut Wetter ist! Braucht Gottes Gnade und Wort, solange sie da sind!“ Dieser Ausspruch von Martin Luther ist 500 Jahre alt und scheint heute wieder hochaktuell zu sein. Hitzewellen, Pandemie, Kriege, heftige Gewitterstürme mit Hagel und Starkregen und andere Katastrophen berühren täglich unseren Alltag und bringen die Menschen immer mehr dazu, intensive existenzielle Fragen zu stellen. Pilgern ist wieder modern geworden. Neue und alte Pilgerwege laden ein. Was macht beispielsweise den Wolfgangsweg aus? darüber spricht Hildegard Weiler. die Vorsitzende des Vereins Pilgerweg St.Wolfgang.

Frau Weiler, was macht den Wolfgangsweg zu einem geistigen Weg?

Hildegard Weiler: Der Wolfgangsweg ist wirklich ein Heiligenweg. Die Betonung liegt nicht auf Pilgerweg. Das Vorbild ist der heilige Wolfgang. Es handelt sich dabei nicht um eine Mode-Erscheinung. Beim Wolfgangsweg wird man auch zu  den anderen Heiligen geführt, zum Beispiel zu den 14 Nothelfern, zur Gottesmutter Maria, zum heiligen Gunther und anderen.

Wie könnte man den Werbeeffekt des Wolfgangsweges noch weiter steigern?

Weiler: In der Werbung gilt das Prinzip: Wer investiert, den sieht man. Am Via Nova zum Beispiel haben viele Gruppen, fachkundige, Institutionen mitgearbeitet und mit Unterstützung von EU-Geldern in kurzer Zeit den sogenannten „Pilgerweg des 21.Jahrhunderts“ gebaut. Dadurch wurde der Weg gut angeworben und schnell bekannt. Doch wurde am Via Nova leider der Heilige Wolfgang, der sich als tragende Figur auf dem Via Nova hervorragend geeignet hätte – das Ziel ist St. Wolfgang in Österreich – nicht hineintransportiert. Das verflacht eigentlich alles. Mit dem heiligen Wolfgang hätte dieser wunderschöne  Weg viel mehr Tiefe, Tragfähigkeit und Nachhaltigkeit bekommen.

Ein guter Freund und Mitträger der Wolfgangsweg-Idee, Rudi Simeth aus Weiding in der Oberpfalz („Pilger Rudi“),war bereits zweimal am Via Nova als Wolfgangspilger unterwegs. Egal ob mit Füßen, mit dem Fahrrad oder im Geiste gegangen, geben diese Wege äußere und innere Kraft. Das  hat er immer wieder erfahren.

Warum ist der heilige Wolfgang bis heute noch so beliebt und hat die Epochen so gut überstanden?

Weiler: Er ist einer der beliebtesten Heiligen, denn er hat eine absolut integere Biografie. Er hat immer wieder Macht abgegeben, war immer in den Herzen, war ein Mönch der Stille, stets im Gebet in Kontakt zu Gott, auch als Bischof! Er war und ist heute noch beliebt beim Volk, denn er hielt die Volksfrömmigkeit hoch und schätzte sie. Der Wolfgangsweg berührt mit dieser Leitfigur die Lebensart der Menschen und spricht sie an, spricht in die Herzen. Es gibt viele Wolfgangspatrozinien auch jenseits des Wolfgangsweges. Als Schutzpatron ist Wolfgang präsent in Aachen, Köln, Nürnberg, Chiemgau und an viele anderen Orten.

Wie könnte der Wolfgangsweg eine noch größere Bekanntheit erreichen? 

Weiler: Der Wolfgangsweg ist bekannter, als man so auf den ersten Blick wahrnimmt. Immer wieder werden wir von Menschen positiv angesprochen, die ein kurzes Stück hier in der Gegend gegangen sind, wir nennen das gerne „Stundenpilgern“. De Einträge dankbarer Erfahrungen im Kapellenbuch der Wolfgangskapelle sind zahlreicher denn je!“ Solche sogenannten Zeugnisse erachtet die Wolfgangspilgerin als besonders wichtig. „Pilger Rudi Simeth könnte darüber ein ganzes Buch schreiben. Er hat auch viele seiner Erfahrungen unterwegs dokumentiert. Darüber und über seine Streckenforschungen sind wir sehr dankbar.“ Ein wichtiges Zeil des Vereins sei nun, dass alle auf der Stecke nach Regensburg liegenden Gemeinden den Weg in ihre Tourismuskarten aufnehmen würden, und der gesamte Weg im BayernAtlas von jedermann abgelesen werden könne. Der Wolfgangsweg ist bereits in einigen Gemeindewanderkarten eingetragen, ebenso in einigen Streckenabschnitten in der Fritsch-Wanderkarte.

Der Wolfgangsweg als Lebensaufgabe

 Das Herzstück des Wolfgangsweg verläuft zwischen der Böbracher Wolfgangskapelle über St.Augustinus in Viechtach bis zum Pröller und nach St. Englmar verläuft, wo sich seine Ziele in zwei Richtungen ausstrecken, einmal nach St. Wolfgang im österreichischen Salzkammergut und zum anderen nach Regensburg.

Der Heilige Wolfgang bestimmt verlauf und Ziel dieses grenzüberschreitenden Pilgerweges, an dessen Ausarbeitung Tschechien, Österreich und Bayern arbeiten. Den Bayern-Teil hat sich der Verein Pilgerweg St. Wolfgang vorgenommen. „Eine Lebensaufgabe!“ – wie Hildegard Weiler, 1.Vorsitzende des Vereins, feststellt.

Hildegard Weiler wohnt am Fuße des Kreuzweges zur Wolfgangskapelle am Wolfgangsriegel und ist sogar Besitzerin dieses Kleinods unter den sagenhaften Granitfelsen. Seit vielen Jahren ist sie beseelt von der Idee, die Spuren des Heiligen Wolfgang wieder hervorzubringen, der ganz in der Nähe ihres Einödhofes auf seinem Weg nach Böhmen übernachtet haben soll. „Es gibt viele Pilger- und Wanderwege, die den Menschen angeboten werden, den Jakobsweg, den Via Nova, den Kötztinger Weg, den Goldsteig“, sagt Hildegard Weiler „Die geistige Botschaft wird immer transportiert auf irdischen Wegen.“ Bei einem geistigen Pilgerweg, wie ich den Wolfgangsweg bezeichne, ist die Sinn- und Zielgebung in erster Linie auf eine geistige Botschaft ausgerichtet, die dieser Weg übermitteln will.“ Dabei sei der Heilgen Wolfgang die tragende Orientierungsfigur. Sein Wesen und sein Leben, sein Glauben und seine Lebenshaltung haben Vorbildcharakter und und wirken seit mehr als tausend Jahren bis heute. Die ausgebildete Pilgerführerin hat sich ausgiebig mit dem heiligen Missionar, Reformer und Bischof von Regensburg, Patron von Bayern, beschäftigt. Von Anfang an stand das Leben dieses stillen Mönchs unter einem leuchtenden Stern. Seine Aktualität und Beliebtheit hat die vielen historischen Epochen ungebrochen überstanden.

“ In der Geschichte gibt es immer wieder neue Epochen. Das heißt nicht,  dass wir immer wieder die Welt neu erfinden müssen. Wir müssen, um die Menschen für den Wolfgangsweg zu interessieren, nicht immer wieder neuen Aktionismus bieten, um die Menschen zu rufen. es ist vielmehr ein Vorgang des Reifens.“

Hildegard Weiler, die Vorsitzende des Vereins Pilgerweg St.Wolfgang

Interview und Fotos: Dorothea Stuffer – – Bericht: Viechtacher Anzeiger /Mittelbayerische Zeitung

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